In dieser Sequenz beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler anhand von Beispielen von Matti und Flo, welche Rolle sie in welchem (Offline-)Lebensbereich einnehmen, was sie in diesen Lebensbereichen jeweils bewusst von sich zeigen (können) oder auch nicht und welchen Eindruck beziehungsweise welches Bild andere dadurch von ihnen erhalten können.
Diese Übung dient als Einstieg für die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen «Daten-Ichs», welche sich unweigerlich durch unser Online-Verhalten ergeben.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Arbeitsblatt, auf dem Matti und Flo mit einem Steckbrief vorgestellt werden. Der Steckbrief zeigt Sprechblasen, in denen Teilzeitwelten von beiden dargestellt sind und mit einem Schlagwort bezeichnet wird, welche Rolle sie dort jeweils haben (Schule: der Lustige; Familie: der Grosse; Band: der Coole etc.). Dabei steht zudem, wie sich die beiden dort jeweils fühlen, was sie dort ausleben und was sie dort eventuell nicht erzählen/preisgeben (z.B. dass Flo noch mit einem Kuscheltier schläft etc.).
Ziel der Aufgabe ist es, dass die Schülerinnen und Schüler anhand der Beispiele mit Matti und Flo zur nächsten Aufgabe hingeführt werden, in der sie sich selbst mit ihren verschiedenen Rollen auseinandersetzen und damit, wie sie in verschiedenen Lebensbereichen wahrgenommen werden. Die Gedanken werden später im Plenum diskutiert.
Wie sehen die Menschen in den einzelnen Lebensbereichen wohl Matti und Flo?
Haben alle das gleiche oder ein ähnliches Bild von ihnen? Falls nein, warum nicht?
Wie möchten sie wohl gern gesehen werden und warum?
Wann geht es euch ähnlich?
Auftrag 2
Einzelarbeit
In diesem Teilauftrag überlegen die Schülerinnen und Schüler, welche Rollen sie selbst in unterschiedlichen Lebensbereichen einnehmen und was für ein Bild sich ihr jeweiliges Umfeld eventuell von ihnen macht. Ziel ist es, dass die Schüler:innen und Schüler sich mit ihrem eigenen Selbst- und Fremdbild auseinandersetzen. Dies geschieht in Einzelarbeit für die intensivere Reflexionsmöglichkeit, da es sich hier auch um sehr persönliche Einblicke handeln kann.
Als Einstieg dient ein Meme, das auf Grundlage der zuvor diskutierten Punkte erst im Team und dann im Plenum besprochen wird.
Rechtlicher Hinweis
Memes sind ein fester Bestandteil der digitalen Kultur und können auch im Unterricht ein wertvolles Instrument sein, um Schülerinnen und Schüler zu erreichen, Diskussionen anzuregen und komplexe Themen zugänglich zu machen. Viele Memes basieren jedoch auf urheberrechtlich geschütztem Material wie Bildern, Filmszenen oder Figuren, was rechtliche Fragen aufwirft.
Trotz dieser Problematik kann der Einsatz von Memes im Unterricht sinnvoll sein. Sie bieten einen Anknüpfungspunkt an die Lebenswelt der Lernenden, schaffen eine gemeinsame Referenz und können durch Humor und Wiedererkennungswert die Aufmerksamkeit und Motivation erhöhen. Memes eignen sich auch, um medienkritische Kompetenzen zu fördern und die Mechanismen viraler Verbreitung zu analysieren.
Aus rechtlicher Sicht bewegen sich Memes oft in einem Graubereich. Nach schweizerischem Recht kann die Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials unter bestimmten Voraussetzungen als Zitat oder Parodie zulässig sein, insbesondere wenn sie transformativ ist und einen neuen Zweck verfolgt. Im Unterrichtskontext dürften viele Memes als Bearbeitung zu Unterrichtszwecken erlaubt sein, solange sie im Rahmen des Unterrichts bleiben.
Als Lehrperson sollten Sie dennoch einen verantwortungsvollen Umgang mit Memes pflegen. Sensibilisieren Sie die Lernenden für die Urheberrechtsthematik und thematisieren Sie die rechtlichen Unsicherheiten. Ermutigen Sie die Schülerinnen und Schüler, eigene Bilder zu verwenden oder auf gemeinfreie Inhalte zurückzugreifen. Wenn Sie Memes mit geschütztem Material einsetzen, stellen Sie den Bezug zum Unterricht sicher, kommentieren und analysieren Sie sie und beschränken Sie die Nutzung auf den Klassenraum. Von einer Veröffentlichung oder Verbreitung ausserhalb des Unterrichtskontexts ist abzuraten.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten nun den Auftrag, ein eigenes Meme zu gestalten. Hier ist es hilfreich, zu besprechen, was ein Meme ausmacht, dass diese Bilder mit Absicht übertrieben sind und bewusst Stellvertreterbilder (Bilder von anderen) nutzen.
Die Schülerinnen und Schüler können sich im Netz passende Bilder suchen (Datenbanken mit lizenzfreien oder CC- Bildern), aus zur Verfügung gestelltem digitalem Bildmaterial eine Auswahl treffen oder analog aus Zeitschriften und anderem Bildmaterial Passendes heraussuchen, ausschneiden und aufkleben.
Ziel ist hier, dass alle ein eigenes Meme gestalten, sei dies digital oder analog. Dabei kann es sinnvoll sein, zuvor mit Rückbezug auf Matti und Flo anzusprechen, dass es völlig normal und in Ordnung ist, wenn Menschen ein unterschiedliches Bild von uns haben (z.B. Lehrpersonen, Geschwister, Grosseltern, Freund:innen …), nicht alle das Gleiche von uns wissen und wir auch bestimmte Dinge geheim halten. Hier bietet es sich an, das Thema «Authentizität» anzusprechen. Als Hilfestellung für die Memes können auch noch einmal beispielhaft verschiedene Lebensbereiche gesammelt oder aufgeführt werden, in denen sich die Schülerinnen und Schüler bewegen.
Die Ergebnisse können, müssen aber nicht präsentiert werden.
Wie ging es euch bei der Arbeit an euren Memes? Was war spannend, was schwierig?
Was habt ihr festgestellt?
Habt ihr das Gefühl, dass ihr weitgehend unter Kontrolle habt, was andere für ein Bild von euch haben?
Falls ja/nein, warum?
Variante 1
Falls die Arbeit mit eigenen Memes zu herausfordernd oder persönlich scheint, können die Schülerinnen und Schüler jeweils in Teamarbeit ein Meme für Matti oder Flo herstellen. Hier können dann Matti und Flo als Stellvertretende für die Diskussion der oben aufgeführten Fragen und als Gedankenimpuls für die Reflektion des eigenen Selbst- und Fremdbildes dienen.
Variante 2
Es kann statt mit der vorgegebenen Meme-Vorlage auch mit weiteren Memes gearbeitet werden. Viele bekannte Memes eignen sich dazu, die Thematik dieses Kapitels auf witzige Art darzustellen. Dazu kann ein Online-Meme-Generator wie imgflip genutzt werden:
Als Einleitung in diese Sequenz erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, folgende Einstiegsfragen in der Gruppe zu diskutieren:
Wie, meint ihr, wirkt ihr wohl auf andere, wenn ihr online seid?
Was zeigt ihr? Was nicht?
Welches Bild möchtet ihr bewusst vermitteln?
Gibt es Unterschiede, je nachdem, auf welcher Plattform ihr seid? Welche und warum?
Sehen – je nach Plattform – die Leute andere Dinge von euch?
Habt ihr das Gefühl, dass ihr weitgehend unter Kontrolle habt, was andere für ein Bild von euch haben?
Falls ja/nein, warum?
Darauf können die Ergebnisse aus der Gruppendiskussion kurz im Plenum besprochen werden. Im Anschluss kann eine schriftliche Ergebnissicherung stattfinden, zum Beispiel indem alle Schülerinnen und Schüler drei Aspekte aufschreiben, anhand derer sie noch einmal darüber nachdenken wollen, was ihnen wichtig erscheint.
Auftrag 2
Klasse, Halbklasse
In einem nächsten Schritt geht es darum, Influencerinnen und Influencer und ihre Aussenwirkung beziehungsweise Selbstinszenierung in den Blick zu nehmen. Kurz werden in der Klasse zu folgender Frage Impulse gesammelt:
Und wie, meint ihr, ist das bei Influencerinnen und Influencern?
Was wisst ihr über Influencerinnen und Influencer?
Was zeigen sie eurer Meinung nach alles? Was zeigen sie nicht?
Inwiefern zeigen sie sich authentisch, in welchem Bereich inszenieren sie sich, zeigen etwas übertrieben oder verschweigen etwas?
Haben sie unter Kontrolle, welches Bild sie von sich vermitteln?
Hier ist es sinnvoll, Ideen, Vorstellungen und Hypothesen entweder auf der Tafel oder auf andere Art festzuhalten.
Im Anschluss zeigt die Lehrperson ein Video mit den jungen Influencerinnen Lisa und Lena, in dem diese über sich und ihre Arbeit sprechen und wie es ist, mit 13 Influencerin zu werden.
Das ganze Interview ist grundsätzlich sehenswert, über die Wahrung ihrer Privatsphäre sprechen die Influencerinnen ab
Timecode 12:35 bis 15:01
. Diese Stelle kann in der Klasse abgespielt und über den folgenden Link aufgerufen werden:
Hinweis: Der folgende Film wird in Youtube geöffnet. Per Klick auf den Link akzeptieren Sie, dass Youtube Ihre IP-Adresse registriert und Cookies auf Ihrem Gerät speichert.
Im Anschluss an die Visionierung kann anhand der folgenden Fragen darüber diskutiert werden, wie sich die Influencerinnen verhalten:
Was zeigen die Influencerinnen nicht?
Worauf achten sie? Wieso?
Was würden wir als Privatmenschen nie online zeigen oder sagen?
Wieso erleben sie dann trotzdem Grenzüberschreitungen?
Habt ihr selbst einmal Reaktionen auf eure Social-Media-Posts erlebt, mit denen ihr nicht gerechnet habt?
Auftrag 3
Gruppenarbeit
Ausgehend von der letzten Frage erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Rechercheauftrag: Sie sollen versuchen, im Internet und gegebenenfalls in der Bibliothek möglichst viel über die zwei Influencerinnen Lisa und Lena herauszufinden. Sie sammeln und ordnen alle Informationen und erstellen eine Infotafel im Stil eines «Detective String Boards» wie unten abgebildet, in dem Informationen über Linien oder Schnüre miteinander verknüpft sind.
Abschliessend werden die Resultate in der Klasse verglichen und dabei folgende Fragen diskutiert:
Wo haben wir private Informationen gefunden?
Wie sind sie dahin gelangt, obwohl Lisa und Lena darauf achten, ihre Privatsphäre zu schützen?
Was können wir daraus lernen in Bezug auf unser eigenes Online-Verhalten?
In den vorangegangenen Sequenzen ging es darum, welche Daten und Informationen die Schülerinnen und Schüler analog wie digital bewusst von sich preisgeben und wie sie das Bild, das andere von ihnen gewinnen, mehr oder weniger kontrollieren können. In der folgenden Sequenz beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler damit, welche Datenbilder bzw. «Daten-Ichs» von ihnen im Internet entstehen, die sie weitgehend nicht unter Kontrolle haben. Anhand der Auseinandersetzung mit dem Phänomen des «Scoring» diskutieren die Schüler:innen, inwiefern und in welchem Ausmass Unternehmen und andere Instanzen ihre Daten nutzen und analysieren und dass dies weitreichende Konsequenzen haben kann.
Einstiegsfragen
Was, meint ihr, weiss «das Internet» alles über euch?
Weiss das Internet mehr über euch als eure Freundinnen und Freunde oder eure Familie?
Wenn ihr z.B. an das denkt, was ihr in Suchmaschinen eingebt: Was gebt ihr dort alles von euch preis?
Wie wäre das für euch, wenn alle diese Informationen von euch wüssten und ihr danach beurteilt würdet?
Stellt euch vor, ihr würdet jeden Tag von jemandem beschattet. Die Person bekommt mit, was ihr macht, was ihr fühlt und denkt und wie es euch geht. Und sie bewertet diese Eindrücke. Wie wäre das für euch? Hätte die Person jeden Tag das gleiche Bild von euch?
Hinweis für die Lehrperson
In der folgenden Sequenz werden sich die Schülerinnen und Schüler gezielt mit dem Phänomen des «Scoring» auseinandersetzen. In den zur Verfügung gestellten Filmen werden die Begriffe «Scoring» oder «Scoringfirma» nicht explizit erklärt. Obwohl die Verfahren einfach erklärt werden, kann es zu Verständnisschwierigkeiten bei den Begriffen kommen. Im Folgenden wird daher eine kurze Erläuterung der verwandten Begriffe «Scoring» und «Profiling» gegeben, die in der Praxis häufig synonym verwendet werden und für die es auch in der Wissenschaft noch keine einheitliche Definition gibt.
Profiling
Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet die Erstellung eines Persönlichkeitsprofils von Personen. Dies geschieht durch die (automatisierte) Sammlung und Auswertung personenbezogener Daten (d.h. aller greifbaren Informationen, die sich auf eine Person beziehen), um möglichst detaillierte Personenprofile (individuelle Kundenprofile) erstellen zu können. Profiling ist ein wichtiges Instrument im Marketing, wird aber auch in anderen Bereichen eingesetzt.
Scoring
engl.: bewerten/werten
Beim «Scoring» geht es gezielt darum, Internetnutzerinnen und -nutzer anhand ihres Online-Verhaltens und auf Basis erstellter und klassifizierter Persönlichkeitsprofile zu bewerten, einzuschätzen und daraus Vorhersagen abzuleiten. So können bestimmte Eigenschaften, Interessen und Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer ermittelt werden, wodurch Kaufentscheidungen gezielt beeinflusst (personalisierte Werbung) und/oder Vorhersagen über mögliche (Kauf-/Wahl-)Entscheidungen und Verhaltensweisen getroffen werden können. Insbesondere in der Kreditwirtschaft ist «Scoring» eine gängige Methode (Bonität/ Vertrauenswürdigkeit), aber auch bei Arbeitgebern zur Beurteilung der Arbeitsleistung von Mitarbeitenden, zur Erstellung von Risikoeinschätzungen bei Versicherungen und in anderen Bereichen der (Privat-)Wirtschaft.
Ergänzend zu dieser Unterrichtseinheit zum Thema «Daten-Ichs» können die im Folgenden beschriebenen Phänomene auch spielerisch mit dem Tool «Dataselfie» bearbeitet werden, das von Mitarbeitenden der PHSG entwickelt wurde.
Die in der folgenden Sequenz verwendeten Filme wurden in Deutschland produziert und beziehen sich daher explizit auf die neue EU-Datenschutzgrundverordnung, die im Jahre 2016 in Kraft trat. Hier könnte es daher vorkommen, dass die Schülerinnen und Schüler den Inhalt der Filme als nicht relevant für die Schweiz erachten oder diesbezüglich Fragen auftreten.
Die Schweiz ist zwar nicht EU-Mitglied. Sie wird jedoch von der EU als Land mit gleichwertigem Datenschutz beurteilt, das heisst es gelten in der Schweiz vergleichbare Schutzbestimmungen. Somit sind die Themen und Inhalte der Videos und ihre Relevanz auch auf die Schweiz übertragbar.
Auftrag 1
Kleingruppen
Je nach technischer Ausstattung und räumlichen Kapazitäten bieten sich zwei unterschiedliche Vorgehensweisen für diese Aufgabe an. Wenn genügend Computer/Tablets vorhanden sind und die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ungestört in Gruppen je einen Film individuell anzusehen, ist es sinnvoll, die Sequenz in Kleingruppen durchzuführen.
Die Kleingruppen erhalten je einen der drei zur Auswahl stehenden Filme zum Thema Datenschutz (es können auch zwei Gruppen den gleichen Film ansehen). Die Schülerinnen und Schüler erhalten den Auftrag, sich den Film zuerst in Ruhe anzusehen und erste Eindrücke und Fragen zu besprechen. Danach sollen sie sich den Film noch einmal ansehen und mit der Möglichkeit, den Film zu stoppen, Notizen machen, worum es in dem Film genau geht. Sie sollen darauf achten, welche wichtigen Begriffe im Film vorkommen, und sich gegebenenfalls Wörter notieren, die sie nicht verstehen. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, kann der Film auch noch einmal angeschaut werden. Dabei ist es wichtig, dass sich alle Gruppenmitglieder Notizen machen.
In einem nächsten Schritt werden die Gruppen neu zusammengesetzt, sodass – wenn es aufgeht – jedes Mitglied (oder je zwei) in eine neue Gruppe kommt. In den neu formierten Gruppen erzählen sich die Schülerinnen und Schüler anhand ihrer Notizen kurz, worum es in ihrem Film ging und was ihrer Meinung nach Scoring ist. Sie diskutieren Gemeinsamkeiten und klären eventuelle Fragen. Nun erhalten sie die Aufgabe, noch einmal gemeinsam zu rekonstruieren, worum es sich bei Scoring genau handelt. Anhand ihrer Notizen sollen sie versuchen, den «Weg der Daten» auf einem Flipchart oder einem Blatt zu visualisieren und/oder drei bis vier Punkte zu nennen, was genau beim Scoring passiert.
Variante mit beschränkter technischer Ausstattung
Einer der drei Filme wird im Plenum angeschaut. Zu Beginn erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, den Film lediglich anzusehen. Danach werden im Plenum kurz erste Eindrücke und Verständnisfragen geklärt. Danach wird der Film ein zweites Mal angeschaut, diesmal mit dem Auftrag, sich Notizen zu machen, worum es im Film genau geht.
Sie sollen darauf achten, welche wichtigen Begriffe im Film vorkommen, und gegebenenfalls Wörter notieren, die sie nicht verstehen. Hierbei ist es wichtig, dass sich alle eigene Notizen machen.
Hinweis: Die folgenden Filme werden in Youtube geöffnet. Per Klick auf den Link akzeptieren Sie, dass Youtube Ihre IP-Adresse registriert und Cookies auf Ihrem Gerät speichert.
Nach dem Anschauen des Films ist noch einmal Zeit, Verständnisfragen zu stellen oder Wörter zu nennen, die nicht verstanden wurden. In einem nächsten Schritt erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, in Gruppenarbeit noch einmal gemeinsam nachzuvollziehen, um was es sich bei Scoring genau handelt. Anhand ihrer Notizen sollen sie versuchen, den «Weg der Daten» auf einem Flipchart oder einem Blatt zu visualisieren und/oder drei bis vier Punkte zu nennen, was genau beim Scoring passiert.
Präsentation
Plenum
Im Plenum stellt eine freiwillige Gruppe ihre Ergebnisse vor. Die anderen ergänzen und kommentieren. Die folgenden Fragen können im Plenum diskutiert werden:
Warum ist es eurer Meinung nach wichtig, dass ihr euch mit dem Thema «Scoring» auseinandersetzt?
Was genau ist das Problem mit Scoring?
Warum kann es ein Risiko für eure Zukunft sein?
Ergebnissicherung
Einzelarbeit
Die Schülerinnen und Schüler schreiben mithilfe ihrer Notizen individuell für sich Gedanken zu den folgenden Impulsen auf:
Welche «Datenbilder» hinterlasse ich vielleicht im Internet aus der Sicht einer Krankenversicherung oder eines zukünftigen Arbeitgebers?
Wie würden sie mich einschätzen, wenn sie ein Persönlichkeitsprofil von mir erstellen und die Daten, die ich täglich preisgebe, auswerten würden?
Worauf sollte ich in Zukunft achten, wenn ich im Internet unterwegs bin?
Was habe ich noch nicht ganz verstanden und möchte ich weiter diskutieren?
Auftrag 2
Gruppenarbeit
In der vorangegangenen Sequenz haben sich die Schülerinnen und Schüler damit auseinandergesetzt, dass ihre digitalen Daten unter anderem dazu verwendet werden (können), genaue Nutzungsprofile von ihnen zu erstellen und ihr (Online-)Verhalten einzuschätzen, zu bewerten und vorherzusagen. Sie haben auch diskutiert, welche Konsequenzen dies haben kann.
In dieser Sequenz werden die Überlegungen anhand eines fiktiven Beispiels dafür weitergeführt, was es bedeuten kann, wenn nicht nur private Unternehmen, sondern auch der Staat Zugriff auf private Daten hat. Was hier als Utopie diskutiert wird, ist zum Beispiel in China teilweise schon Realität. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Phänomen «Social Scoring» auseinander und beziehen ihr bereits erworbenes Wissen über Datenschutz und Privatsphäre sowie ethische Überlegungen in die Abschätzung der Folgen für die Gesellschaft mit ein.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Aufgabe, den fiktiven Zeitungsartikel über das in Frankreich eingeführte Social Scoring System zu lesen. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um ein fiktives Beispiel handelt. Die Schülerinnen und Schüler markieren mit einem Stift die für sie wichtigen Aussagen zu folgenden Punkten und diskutieren diese anschliessend in der Gruppe.
Was genau ist «Social Scoring»?
Welche Vorteile nennt der Regierungsvertreter?
Welche Risiken werden genannt?
Welche Nachteile kann ein solches System noch mit sich bringen?
Was haltet ihr von der Einführung dieses Systems?
Wird es in Frankreich besser funktionieren als beispielsweise in China?
Der Artikel wird nun im Plenum diskutiert. Die Klasse sammelt anhand der folgenden Leitfragen noch einmal die genannten Vor- und Nachteile. Die Lehrperson notiert diese auf dem Whiteboard oder Visualizer.
Wie genau habt ihr das Social Scoring System verstanden? Um was geht es dabei?
Welche Auswirkungen hätte das Social Scoring für uns als Einzelpersonen, aber auch für die Gesellschaft?
Was wäre gut an solch einem System? Wer würde davon profitieren?
Was wäre schlecht? Was könnte passieren?
Inwiefern würden durch solch ein System auch Ungerechtigkeit und Diskriminierung entstehen?
Laut dem Artikel gibt es einige kritische Stimmen zur Einführung des Systems. Wer, meint ihr, hat etwas gegen die Einführung des Social Scoring Systems?
Was ist bedenklich mit Blick auf unser Recht auf den Schutz unserer Daten und unserer Privatsphäre?
Variante
Gruppenarbeit
In Gruppen bereiten die Schülerinnen und Schüler eine Beteiligung an einer Diskussionsrunde zum Thema «Social Scoring auch in der Schweiz!? – Pro und Contra» vor. Dabei sammeln sie aus Sicht der ihnen zugeteilten Diskussionsteilnehmenden Argumente und Stichpunkte, die sie in der Diskussion vertreten we rden.
Diskussionsteilnehmende: Regierungsvertreterin oder -verteter (pro), CEO eines grossen Wirtschaftsunternehmens (pro), Datenschutzbeauftragte oder -beauftragter (contra), Vertreterin oder Vertreter Soziale Dienste (contra), Elternvertretung einer Schule (pro oder contra?)
Die Lehrperson oder ein Mitglied der Klasse, das es sich zutraut, moderiert die Diskussionsrunde. Sobald eine Schülerin oder ein Schüler in der Diskussionsrunde nicht weiterweiss, darf er oder sie ein Zeichen geben. Ein anderes Gruppenmitglied kann einspringen.
Zum Abschluss kann im Plenum besprochen werden, warum es sehr unwahrscheinlich ist, dass in der Schweiz von staatlicher Seite her solch ein Scoring System eingeführt wird. Hier kann noch einmal auf das revidierte Datenschutzgesetz der Schweiz und den Kommentar von Dominika Blonski eingegangen werden (Kapitel 1, Wer profitiert? – Eine Sache der Perspektive). Blonski betont, dass staatliche Organe Personendaten nur bearbeiten dürfen, wenn dies zur Ausführung der gesetzlichen Aufgaben notwendig ist. Zudem sind Persönlichkeitsprofile «besondere Personendaten». Ihre Bearbeitung muss zusätzlich in einem formellen Gesetz festgelegt sein. Auch dann dürfen sie nur bearbeitet werden, falls das absolut notwendig ist.
Ergebnissicherung
Gruppenarbeit
Zum Abschluss erhalten die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, in der Gruppe folgende Aufgaben zu bearbeiten:
Formuliert drei kritische Fragen an den Regierungsvertreter, die die Einführung des Social Scoring Systems infrage stellen. Bezieht euch dabei auch auf die besprochenen Risiken/Nachteile und Bedenken bezüglich Datenschutz und Privatsphäre.
Überlegt, diskutiert und notiert eure Gedanken:
Wie würdet ihr als Bürgerinnen und Bürger reagieren, wenn ihr in Frankreich leben würdet? Wovor hättet ihr – mit Blick auf euer Leben – am meisten Hochachtung? Was würde sich für euch verändern?
Zur Vertiefung
Bei der Behandlung des Themas (Social) Scoring bietet es sich auch an, aktuelle Pilotprojekte beziehungsweise gescheiterte Versuche mit Social Scoring Systemen zu diskutieren. Im Gegensatz zum fiktiven Beispiel Frankreich funktionieren diese Systeme jedoch in einem kleineren Rahmen und decken nur Teilbereiche des gesellschaftlichen Lebens ab. Verschiedene Länder arbeiten an Pilotprojekten, die folgenden Filme präsentieren zwei dieser Projekte:
Ein Beispiel für ein Scoring System, das sich nicht bewährt hat, ist das System der österreichischen Jobcenter, das Arbeitssuchende kategorisierte und «hoffnungslose» Fälle nicht mehr mit Arbeitsmarktmassnahmen unterstützte.
Die Schülerinnen und Schüler sollen aus dem bisher Erarbeiteten und Diskutierten Regeln zur digitalen Selbstverteidigung aufstellen. Dies kann beispielsweise in Form eines Ideenwettbewerbs stattfinden. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu Online-Chancen und -Risiken nutzen, um andere Jugendliche auf unterhaltsame Weise aufzuklären und zu sensibilisieren.
Vorgehen
Jede Gruppe wählt ein Format, in dem sie das Thema «Digitale Selbstverteidigung» aufbereiten möchte, zum Beispiel als Meme, Erklärvideo, Comic, Rap-Song, Gedicht oder Fotostory. Die Gruppen fassen ihr Wissen zusammen, formulieren daraus konkrete Fragen und Problemstellungen und recherchieren im Netz nach Lösungen. Dabei greifen sie auf die erarbeiteten Inhalte und zusätzliche Quellen zurück.
Anschliessend kreieren die Schülerinnen und Schüler in ihren Gruppen das geplante Medienprodukt. Ermutigen Sie zu kreativen, witzigen Ideen, die das Interesse der Zielgruppe wecken. Achten Sie aber auch darauf, dass die Inhalte fundiert und verständlich aufbereitet werden.
Bei einer Abschlusspräsentation stellt jede Gruppe ihr Werk vor. Die Klasse kürt die überzeugendsten Beiträge und reflektiert die wichtigsten Erkenntnisse zur digitalen Selbstverteidigung.
Wenn keine privaten oder urheberrechtlich geschützten Informationen genutzt wurden, können die Produkte über die Schulwebsite oder Social-Media-Kanäle veröffentlicht werden, um andere Jugendliche zu erreichen.