2.1 Augen überall

In dieser Sequenz wird der Frage nachgegangen, unter welchen Umständen die Überwachung durch Kameras erlaubt ist. Anhand ausgesuchter Materialien und Links zum Themenbereich «Überwachung: Was ist erlaubt?» können sich die Schülerinnen und Schüler zudem darüber informieren, wie die rechtlichen Grundlagen zur Überwachung im öffentlichen und privaten Raum aussehen.

Einstieg

Die Klasse sitzt im Kreis. Die Lehrperson legt langsam nacheinander Bilder von verschiedenen Situationen mit Überwachungskameras gut sichtbar in die Mitte. Dabei sind spontane Reaktionen der Klasse willkommen. Alternativ können die Bilder auch im Klassenzimmer ausgehängt werden (in Form einer «Fotoausstellung» oder als Fotoleine) und die Schülerinnen und Schüler erhalten Zeit, sich alleine oder zu zweit die Bilder anzusehen und Assoziationen zu diskutieren.
Danach sammeln sich alle im Kreis.
Gemeinsam wird überlegt und diskutiert, welche Gedanken die Bilder hervorrufen, was die Bilder gemeinsam haben und worum es in der folgenden Einheit gehen könnte.
Fragen für die weiterführende Diskussion
  • Kennt ihr Orte, an denen Kameras installiert sind? Gibt es bestimmte Orte, an denen mit Sicherheit eine Kamera ist? Kennt ihr Beispiele aus eurem Wohnort?
    > Sammeln an Tafel o. A.
  • Warum, meint ihr, sind dort Kameras montiert? Zu welchem Zweck?
  • Welche Vorteile hat das? Welche Nachteile gibt es?
  • Spielt es eine Rolle für euch, dass ihr von Kameras beobachtet werdet? Wenn ja/nein, warum?
  • Verhaltet ihr euch anders, wenn/weil ihr wisst, dass ihr überwacht werdet? Warum ja/nein?

Aufträge

Tandemarbeit
Einleitende Frage
  • Wozu dient die Kameraüberwachung?
  • Ist die Überwachung durch Kameras überhaupt erlaubt?
  • Warum?
  • Wann ist sie erlaubt?
  • Wer darf eine Überwachungskamera installieren?
  • Gibt es unterschiedliche Regeln, je nachdem, an welchem Ort die Kamera angebracht ist?
Die Schülerinnen und Schüler diskutieren zu zweit die einleitende Frage. Sie ordnen die zuvor gesammelten Orte, an denen Kameras angebracht sind, auf dem Arbeitsblatt «Was ist erlaubt» den Kategorien «privat» und «öffentlich» zu. 
Kameras, die ihnen im Gespräch noch einfallen, können hinzugefügt werden.
 Sie erhalten zudem das Arbeitsblatt «Was ist erlaubt».
Über die folgenden Fragen können sich die Schülerinnen und Schüler anhand konkreter Beispiele Gedanken machen und in die Reflexion nach der «Challenge» (Auftrag 5) in die Diskussion mit einbringen.
  • Warum macht es einen Unterschied, ob mein:e Nachbar:in, der Dorfladen oder die Polizei mich filmt?
  • Was gefährdet meine Privatsphäre stärker?
  • Warum gelten für private Unternehmen andere Regeln als für den Staat?
  • Was für Ausnahmen gibt es und warum?
  • Wie unterscheidet sich die Überwachung durch Kameras in der Migros von derjenigen durch Kameras an öffentlichen Orten wie Schulen, Bahnhöfen usw.?
Einzel- oder Tandemarbeit

Einstiegstext

Es ist Freitagnachmittag. Matti und Flo sitzen zusammen in Flos Zimmer und überlegen, was sie heute unternehmen können.
Flo schaut aus dem Fenster zum Nachbarhaus. «Schau mal, Herr Meier hat neuerdings eine Kamera an seiner Einfahrt installiert. Jetzt kriegt er immer mit, wenn uns beim Spielen der Ball zu ihm rüber fliegt. Die Kamera filmt auch die Strasse vorm Haus. Ist das überhaupt erlaubt?»
Matti zuckt mit den Schultern. «Keine Ahnung. Aber in der Stadt hängen ja auch überall Kameras. Dann wird das schon erlaubt sein. Aber eigentlich schräg, dass uns andere Leute beobachten können, ohne dass wir gefragt werden oder es merken.»
«Ich habe eine Idee!», ruft Flo. «Lass uns in die Stadt gehen und gucken, wo wir überall Kameras entdecken. Dann können wir einen Plan machen.»
Gesagt, getan!
Je nach Wohnort und Alter der Schülerinnen und Schüler bietet es sich als Hausaufgabe an, als Detektiv:innen im eigenen Ort nachzuforschen und herauszufinden, wo überall Kameras angebracht sind. 
Es ist auch möglich, gezielt nachzufragen, zu welchem Zweck die Kamera dort installiert ist.
Dabei können die Kinder folgende Punkte, welche vor dem Installieren einer Überwachungskamera bedacht werden müssen, recherchieren (auch durch Interviews):
  • Was ist der Zweck der Aufnahme (warum wird hier überwacht)?
  • Welcher Bereich, wer oder was wird aufgenommen?
  • Zu welchen Zeiten wird die Kamera ein- beziehungsweise ausgeschaltet?
  • Werden die Aufnahmen gespeichert und für wie lange?
  • Wer darf die Aufnahmen anschauen?
Zudem können mit Bezug auf den ersten Auftrag «Was ist erlaubt?» auch Recherchen und Notizen dazu gemacht werden, ob bei den jeweiligen Kameras oder in ihrer Umgebung ein Hinweisschild zu finden ist, welches über die Kameraüberwachung informiert.
Die Schülerinnen und Schüler notieren sich die Ergebnisse, markieren die Orte entweder in einem Ortsplan (durch die Lehrperson vorgegeben oder selbst skizziert) oder schreiben den Strassennamen/Ort in ihr Spurenheft.
Wenn möglich können auch Fotos von Überwachungskameras gemacht werden.
Datenschutzhinweise
  • Die Überwachungskamera so fotografieren, dass keine Personen auf dem Bild zu sehen sind.
  • Bei Kameras an privaten Grundstücken so fotografieren, dass der Ort nicht identifiziert werden kann (Umgebung, Haus, Namensschild usw.).
Gruppenarbeit
Die Schülerinnen und Schüler sammeln und vergleichen in der Gruppe, wo sie überall Kameras entdeckt haben. Sie zeichnen die gefundenen Kameras auf einem Ortsplan ein und erstellen eine Legende, zum Beispiel in Form einer Collage unter dem Titel «Da schaut jemand zu». Hier können auch die Fotos verwendet werden, welche als Hausaufgabe gemacht wurden.
Selbstverständlich kann so ein Plan samt Collage oder Sammlung auch digital erstellt werden.
Bei der Besprechung der Ergebnisse sollte ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, wie diese «Überwachung» von den Schülerinnen und Schüler empfunden wird. Wichtig ist, zu beachten, dass dies von Person zu Person sehr unterschiedlich sein kann und dass dies respektiert werden muss.
Mögliche weiterführende Fragen und Rechercheaufgaben
  • Wo gibt es überall Kameras in eurem Umfeld oder bei euch zu Hause (z.B. Tür, Staubsaugroboter, Babyphones, Laptops …)? Diese Frage lädt zum Fotografieren und Dokumentieren ein.
  • Ist das wohl alles erlaubt? Was ist daran nützlich? Was kann daran auch schwierig sein?
  • Wo und wie werden sonst noch Informationen über euch gesammelt (z.B. Schule, Bibliothek, Sportverein usw.)?
  • Wo müsst ihr in eurem Alltag persönliche Daten wie Name, Adresse, Gesundheitsdaten usw. angeben? Aus welchem Grund?
  • Welche Vorteile hat es, wenn ihr eure persönlichen Daten angebt? Welche Nachteile hat es?
  • Was haltet ihr davon? Was empfindet ihr dabei?
  • Wie ist das, wenn ihr im Internet unterwegs seid und beispielsweise Benutzungskonten erstellt?
  • Warum sind manche Medienangebote und Plattformen kostenlos nutzbar?
Tandem- oder Gruppenarbeit

Einstiegstext

Es ist Samstag. Matti und Flo haben sich eine Challenge überlegt.
Sie wollen heute in die Stadt gehen und einen Weg zum Stadtpark finden, bei dem sie von keinen Kameras gesehen werden, sodass niemand nachvollziehen kann, wo sie waren. Zusätzlich wollen sie auch sonst möglichst keine Spuren hinterlassen.
Dabei haben Flos Eltern sie vor eine weitere Herausforderung gestellt: Die beiden sollen für das
Abendessen Brot und Gemüse mitbringen. Ausserdem müssen auf dem Weg unbedingt die Bibliotheksbücher zurückgegeben werden.
Herausforderung angenommen!
Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Stadtkarte (Druckvorlage) sowie ein Aufgabenblatt. Ihre Aufgabe ist es, Matti und Flo bei ihrer Challenge zu unterstützen. Dafür müssen sie einen Weg finden, wie sie von Kameras unbemerkt von Flos Zuhause zum Stadtpark kommen, die Einkäufe erledigen, die Bücher zurückbringen und wieder zu Flo nach Hause kommen (Hin- und Rückweg dürfen nicht gleich sein).
Die Schülerinnen und Schüler diskutieren verschiedene Wege, überlegen, worauf sie achten müssen, und zeichnen den besten Weg ein. Ausserdem diskutieren sie weitere Massnahmen, um möglichst unsichtbar zu bleiben, und notieren diese im Spurenheft.
Im Anschluss daran vergleichen sie ihre Resultate mit einem anderen Team und diskutieren ihre Lösungen. Welchen Weg haben die anderen gefunden und welche Vorsichtsmassnahmen haben sie getroffen? Haben sie tatsächlich keine Datenspuren hinterlassen?
Fragen für die Vergleichsrunde
  • Wo habt ihr eure Einkäufe erledigt, um Kameras auszuweichen?
  • Habt ihr die Bereiche um grössere Läden und öffentliche Einrichtungen (Bahnhof, Post usw.) gemieden?
  • Seid ihr an grösseren Plätzen vorbeigekommen, wo es oft Kameras hat?
  • Habt ihr daran gedacht, das Handy auszuschalten, um nicht durch Ortungsdienste von Apps auffindbar zu sein?
  • Seid ihr mit dem Bus unterwegs gewesen? (Im Passagierbereich von Bussen hat es oft eine Kamera)
  • Wie kann man Bücher abgeben, ohne dabei Daten zu hinterlassen?
Die Stadtkarte kann in der Version ohne Symbole und Beschriftungen auch individuell bearbeitet und beispielsweise mit QR-Codes versehen werden, die weiterführende Informationen verlinken.
Zudem kann auch der Plan von Auftrag 3 als Grundlage für die Challenge genutzt werden.
Abschluss
Die Klasse sammelt sich wieder im Kreis. Alle legen ihre Stadtpläne in die Mitte. Wer möchte, kann den gefundenen Weg kurz kommentieren. Dann werden in der Klasse folgende Fragen diskutiert:
  • Was waren besondere Schwierigkeiten beim Suchen eines sicheren Wegs?
  • Worauf musstet ihr besonders achten?
  • An was habt ihr eventuell nicht gedacht?
  • Was hat euch besonders Spass gemacht?
  • Was müsstet ihr beachten, wenn ihr solch eine Challenge in unserem Ort machen würdet?
Einzelarbeit
Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Aufgabe, noch einmal ihre Notizen zur Überwachung im Spurenheft anzuschauen und zu folgenden Fragen ein bis zwei Sätze zu schreiben.
  • Was habe ich Neues gelernt?
  • Was hat mich besonders erstaunt oder interessiert?
  • Wie würde ich das Thema «Videoüberwachung» einem Nachbarn erklären, der nicht nur seinen Garten, sondern auch die Strasse vor dem Haus filmt?
  • Welche Fragen habe ich noch zu diesem Thema?